[Ute Flamich / 10.11.12 / OTZ]
Unter dem Dach der Bio-Landschule in Langenwetzendorf gibt es einen besonderen Raum. Der ist etwa 16 Quadratmeter groß, kalt und beherbergt Kisten, Kartons, Süßigkeiten, Stifte, Spielzeug und anderes mehr.
Dort gibt es bis zum 15. November noch viel zu tun. Denn als Sammelstelle für die weltweit größte Geschenk-Aktion für Kinder in Not, „Weihnachten im Schuhkarton“, wollen von fleißigen Helfern so viele Päckchen wie möglich gepackt, kontrolliert und für die Reise in eines der Empfängerländer wie Moldau, Slowakei und Weißrussland vorbereitet werden.
Engagement ist nicht selbstverständlich
Auch Marie Jost (14) packt seit sieben Jahren Schuhkartons. „Dieses Mal sind ein Kuscheltier, ein Puzzle, Lutscher, Schokolade, Stifte, ein Malbuch, eine Mütze und Socken dabei“, sagt die Bio-Landschülerin, die in Wildetaube wohnt. Mit ihren Eltern habe sie sich so geeinigt, dass sie alles, was den Wert von zehn Euro übersteigt, von ihrem Taschengeld bezahlt. „Das Geld gebe ich gern aus, wenn ich dafür Kindern, die nichts haben, eine Freude bereiten kann“, meint Marie. Dass ihr Engagement nicht selbstverständlich ist, zeigt sich auch daran, dass sich in ihrer Klasse mit 26 Schülern nur noch ein Junge an der Aktion beteiligt. „Zumindest so viel weiß ich“, sagt die Schülerin, die zwei Schwestern Luise (16) und Carolin (8) hat. Als Luise, derzeit in der Ausbildung, noch in der Bio-Landschule lernte, habe sie auch Geschenkpakete zusammengestellt. Nun führen Marie und Carolin diese Tradition fort. „Ich finde es schöner, ein Geschenk auf diese Weise zu machen als irgendwohin anonym Geld zu spenden“, so die Schülerin, die für ihr „ganz liebendes Herz“ von Lehrern und Schülern gleichermaßen geschätzt wird.
Ein großes Herz hat auch Lehrerin Andrea Ehrhardt aus Dörtendorf. Vor zehn Jahren habe sie von „Weihnachten im Schuhkarton“ erfahren und damals gleich ihr erstes Geschenk auf Reisen geschickt. „Ich spende zwar auch Geld für andere Projekte und habe diverse Patenschaften, aber bei dieser Aktion ist das Schöne, dass man direkt ein Gegenüber hat“, sagt sie. Weil kleinere Kinder sehr häufig bedacht werden, packe sie meist einen Karton für einen Jungen oder ein Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren. „Ich kaufe Anziehsachen, weil ich glaube, dass sich die Jungs und Mädels in diesem Alter über schicke Kleidung am meisten freuen. Dazu gibt es noch Kleinigkeiten und Süßes. Mein Mann, der Zahnarzt ist, unterstützt mich beim Füllen des Paketes unter anderem mit Zahnpflegeprodukten und Geld-spenden.“ Das Gute an der Geschenk-Aktion sei für sie, dass die Pakete in Länder gebracht werden, die „nicht ganz so weit entfernt liegen“. „Denn ferne Nationen sind oft mehr in unserem Fokus, spielen auch in den Medien meist eine größere Rolle“, sagt Andrea Ehrhardt, die erstmalig auch Pakete bei sich zu Hause annimmt. Kurz vor dem 15. November wird sie die bei ihr abgegebenen Geschenke nach Langenwetzendorf in die Sammelstelle transportieren. Dort seien derzeit gerade mal 43 Pakete hinterlegt worden.
„Das ist sehr wenig, aber wie immer wird der Ansturm sicher erst kurz vor Aktions-Ende beginnen“, so Beate Wunderlich, Lehrerin an der Bio-Landschule und Sammelstellenleiterin. In der Schule werden auch selbst Päckchen mit gespendeten Dingen zusammengestellt. „Leider haben wir momentan kein einziges Kuscheltier mehr zum Versenden“, sagt sie und erzählt, dass im Laufe der Jahre viele Unterstützer zusammengekommen sind. Unter ihnen ist Karin Albrecht von den Langenwetzendorfer Landfrauen. „Frau Albrecht hat wieder viel gestrickt, mehr als 80 Mützen und Schals. Das ist toll und eine große Hilfe“, so Beate Wunderlich, die 2005 auf einer Verteilerreise in Regionen Bulgariens unterwegs war und versichern kann: Die Päckchen gelangen in die richtigen Hände.