(Flamich/Henze / 09.12.10 / OTZ)
Der Aufschrei, der beim Erscheinen der ersten Pisa-Studie vor zehn Jahren durchs Land hallte, war dieses Mal nicht zu vernehmen. Vielleicht liegt es auch an der leichten Verbesserung von 2009 zum Jahr 2000. Gerald Machunze und Monika Groll nehmen die neue Studie ernst, ohne sie überzubewerten.
Zeulenroda/Langenwetzendorf. Beide, Machunze, Schulleiter des Schillergymnasiums in Zeulenroda, und Groll, Schulleiterin der Bio-Landschule in Langenwetzendorf, haben Wege gesucht und gefunden wie sie einige der in der Studie genannten Defizite bei ihren Schülern beseitigen können.
Im Gymnasium seien bereits vor zwei Jahren die Konsequenzen aus der Studie gezogen worden, sagt Machunze. Als Grundlage dafür nahm man die sogenannte Iglu-Studie, eine Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung. Im Jahr 2006 wurde das Leseverständnis unter Schülern der vierten Klassen ausgewertet. Weltmeisterlich war die Einschätzung, aber ebenso problematisch wurde die Lesefähigkeit in den höheren Klassenstufen eingeschätzt.
Diesem Sorgenkind habe man sich angenommen und um eine Aufnahme ins Thüringer Lese-Projekt des Kultusministeriums beworben, sagte der Schulleiter. Im Schuljahr 2009/2010 erhielt das Gymnasium den Zuschlag. Nicht das Lesen an sich steht dabei im Vordergrund, sondern vielmehr das Erfassen des Textinhaltes. „Wir starteten einen Lesewettbewerb über verschiedene Stufen und am Ende bewerten Schüler der 11. und 12. Klasse die Leistungen.“
Das Projekt könne nur ein Ansatz sein, sagte Schulleiter Machunze. Deshalb habe man sich im Lehrerkreis Gedanken gemacht, wie in den höheren Klassenstufen das Lesen effizienter gestaltet werden kann. Zum einen nahm das Gymnasium Verbindung mit den Buchverlagen auf und verständigte sich auf Lesethemen speziell für Jungen. Denn die wurden in der Auswertung der Studie von 2006 als besonders lesefaul eingeschätzt. Zum anderen widmete man sich den schwer verständlichen Texten in naturwissenschaftlichen Lehrbüchern. Erste Schritte in Richtung Verständlichkeit wurden länderübergreifend mit Hessen, Niedersachsen und Bayern gegangen.
Nicht überrascht zeigt sich Monika Groll, Schulleiterin der Bio-Landschule in Langenwetzendorf: „Ich habe kein anderes Ergebnis der Pisa-Studie erwartet.“ Es sei ein langer Weg, um große Verbesserungen zu erreichen, dazu seien die zehn Jahre, die zwischen dem ersten und dem aktuellen Pisa-Test liegen, nicht ausreichend“, gibt sie zu bedenken. Sie habe sich die Pisa-Aufgaben im Internet angeschaut und überlegt, wie ihre Schüler abschneiden würden. „Durchwachsen“ wäre es wohl geworden. Dennoch. „Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es gibt noch sehr viel zu tun“, sagt sie.
Dazu gehöre, gemeinsam in Projekten zu arbeiten, selbstständig und eigenverantwortlich lernen und Lösungen finden, mit Unterstützung durch Lehrer und Eltern. Dass die Sprachkompetenzen bei vielen Schülern der Studie zufolge nicht so gut ausgeprägt sind, wundert die Schulleiterin nicht. Sie verweist auf manche Jugend- und Kindersendungen, die einfach nur primitiv seien. „Teilweise wird der Jugendjargon viel schlimmer dargestellt, als er tatsächlich ist“, sagt sie.
Monika Groll ist sich sicher, dass vor allem das Lernen von den Schülern gelernt werden muss. „Es geht nicht darum, alles zu wissen, was sowieso unmöglich ist. Wer aber weiß, wie er sich schnell und ohne große Probleme Dinge aneignen kann, hat schon viel gewonnen“, sagt sie. Oft lernen die Schüler manchmal mehr, wenn sie beim Weihnachtsmarkt Dinge verkaufen, mit den Kunden umgehen und freundlich sein müssen. „Auf diese Art wird die Sprachkompetenz oft besser gefördert, als in einer Unterrichtsstunde“, ist sie sicher.