Schiller einmal anders

Alle Schüler der 6. Klasse erlebten mit einigen Lehrern einen besonderen Musik- bzw. Deutschunterricht im Rahmen des Greizer Theaterherbstes am 14.09.2009. Im folgenden ein Artikel, welcher in der Theaterherbstzeitung dazu erschien:

Ameisenhaufen ist nichts dagegen

Irgendwann habe ich einmal vor einem Ameisenhaufen gestanden, gestaunt und das große Krabbeln beobachtet.  Alles krabbelte in eine für mich nicht erkennbare Richtung. Und wenn man genau hinsah, konnte man entdecken, dass da trotzdem eine Art System dahinter stand. Der Nachmittag des Rap-Workshops erinnerte mich an den Ameisenhaufen. Fast 300  Kinder zwischen acht und elf Jahren waren voller Neugierde erschienen, um gemeinsam Schillertexte zu rapen. An einigen Schulen keine unbekannte Variante, um Kids für die Klassiker zu interessieren. Nach einer Stunde gemeinsamen Übens, dass den meisten der Kinder echt Spaß gemacht hatte, ging es erstmal in eine Pause. Dichtes Gedränge  konnte man an der Bühne beobachten, weil Doppel-U, alias Chris Weirich, Autogramme gab.

Um Stefan Neugebauer, dem künstlerischen Leiter,  drängte man sich ebenfalls. Er wollte wissen, wer bei dem gemeinsamen Auftritt mit Doppel-U auf der Bühne mitmachen möchte. In der Pause bis zur Vorabendveranstaltung waren einige Kinder im Stadtjugendring, andere zogen es vor mit ihren Lehrern einen Spaziergang durch den Greizer Park zu unternehmen. Für diese Kinder war die Stille im Park eine angenehme Abwechslung zu der ziemlich lautintensiven Atmosphäre im Theater.

Das Experiment, die Kinder nach  einem langen Nachmittag  mit einem Imbiss zu versorgen, war eine gute Idee.  Die Bio-Koch-Kids hatten mit Unterstützung des Bio-Seehotels Zeulenroda , dem Förderverein der Bio-Landschule Langenwetzendorf und dem Theaterherbstverein einen gesunden und leckeren Imbiss vorbereitet. Bedenklich allerdings, dass sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern starke Vorurteile gegenüber der etwas anderen Nahrung vorhanden sind.

Frisch gestärkt hörte man dann der Musik von Doppel-U zu. Wozu der Sog der Massen führen kann, konnte jeder im Saal erleben. Zum Abschluss trugen die Kinder dann lautstark Schillers „Ode an die  Freude“  vor.

Unklar für mich, wie man als Zuschauer so vorbehaltlos euphorisch sein kann, auch wenn man nur einen kleinen Bruchteil des Textes akustisch bzw. inhaltlich versteht.

Den Kindern aber gefiel die Begegnung  mit Doppel-U, sie waren die Ameisen, die ständig in Aktion waren, die geschickt von Chris Weirich ihre Aufgaben zugeteilt bekamen. Wie in einem richtigen Ameisenhaufen, in dem die Ameisen ihr Nest durch ihre Körperwärme aufheizen, um diese dann in den unteren Stockwerken abzugeben, ging es auch im Theater zu – die Raumtemperatur hatte sich gewaltig erhöht.

Im Inneren eines Ameisenhaufens geht es nicht wild durcheinander, wie  man meinen könnte. Alles ist genau organisiert – so wie an diesem Nachmittag. Ein Dankeschön an die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen in Zusammenarbeit mit dem Lesezeichen e.V., der Bibliothek Greiz, dem Greizer Theaterherbst und den Lehrern, welche ihre Kinder durch den Nachmittag begleitet haben.

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