(Flamich/Otz) Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub im Interview. Veranstaltung am 17. Mai im Bio-Seehotel in Zeulenroda. Der Schweizer Gedächtnistrainer Gregor Staub kommt am Dienstag, dem 17. Mai, von 19 bis 21 Uhr ins Bio-Seehotel nach Zeulenroda.
Zeulenroda. Mit Hilfe der so genannten MNEMO-Techniken will der 56-Jährige seinen Gästen helfen, ihr Erinnerungsvermögen zu trainieren, Stress abzubauen, freie Reden und Referate halten zu können und mit Spaß und Erfolg zu lernen. Im Interview erzählt der studierte Betriebsökonom von seinem Beruf und wie er zu diesem kam.
Guten Tag, Herr Staub, erzählen Sie doch bitte eine kurze Geschichte, mit der Sie sich etwas ganz bestimmtes merken.
Gut. Also, Sie sehen einen Mann, der in seiner Hand eine Tomate hält. Aus der Tomate wächst ein Erika-Blümchen. Dann kommt der Nikolaus, schnappt sich das Blümchen und geht damit Golfspielen. Wenn er den Ball einlocht, freut er sich und macht Musik mit einer Ziehharmonika. Aufgrund der Musik kommt Königin Elisabeth mit dem Ferrari von Michael Schuhmacher.
Wen oder was haben Sie sich damit in Erinnerung behalten?
Die sechs Kinder von Thomas Mann und zwar in der richtigen Reihenfolge, wie sie geboren wurden: Tomate steht für Thomas Mann. Das Erika-Blümchen ist seine älteste Tochter Erika. Dann kommt der Nikolaus, das ist Klaus Mann. Mit Golfspielen und Einlochen merke ich mir den Golo Mann, die Ziehharmonika steht für Monika Mann. Königin Elisabeth ist seine Tochter Elisabeth und Michael steht für den jüngsten Sohn Michael.
Wie sind Sie zu dem ungewöhnlichen Beruf des Gedächtnistrainers gekommen?
(lacht). Ich hatte als Kind richtig Schwierigkeiten, mir Dinge zu merken. Ich bin sogar mit 16 Jahren von der Schule geflogen, weil ich mir nichts merken konnte.
Konnten oder wollten Sie nicht?
Nein, ich wollte, ich wollte! Ich war sehr interessiert, aber ich konnte nicht, ich wusste einfach nicht, wie man lernt, und niemand hat es mir gescheit gezeigt.
Wie ging es mit Ihnen weiter?
Bis zu meinem 32. Lebensjahr war es mir eigentlich Wurst. Dann gab es eine Situation, in der ich in einem Parkhaus eineinhalb Stunden mein Auto gesucht habe um schließlich herauszufinden, dass ich ja mit dem Zug gekommen war. Da dachte ich mir: Jetzt reicht es! Ich begab mich auf die Suche nach Lerntechniken. Dreieinhalb Jahre hat es gebraucht, bis ich etwas gefunden habe, das funktioniert hat.
Das sind dann die so genannten MNEMO-Techniken, mit der bereits griechische Gelehrte in der Antike gearbeitet haben?
Ja, das ist richtig. Vor mehr als 20 Jahren habe ich morgens um 4 Uhr im amerikanischen Fernsehen eine Sendung darüber gesehen und gemerkt, dass es tatsächlich funktioniert. Dann habe ich die Technik, bei der beim Lernen Verstand und Gefühl im Kopf zusammengekoppelt werden, mit riesen Erfolg mit Studenten, Schülern und Lehrern getestet.
Wie ist das bei den Leuten angekommen?
Sehr gut. Es funktioniert natürlich nur bei denen, die wollen und bei denen, die frei sind, geistig auch etwas auszuprobieren.
Wie würden Sie sich die Namen der Bürgermeister in Zeulenroda und Greiz merken?
Also, Zeulenroda: Ich sehe Eulen, die eine Zigarette im Schnabel haben für „Zeulen“. Die Eulen sind rot für „roda“. Wie heißt der Bürgermeister?
Frank Steinwachs.
Gut. Ich sehe also zigarettenrauchende Eulen, die rot sind. Die werde ich jetzt auf einen Stein setzen und einwachsen. Der Wachs kostet einen Schweizer Franken. Da habe ich meine Geschichte, genau wie beim Thomas Mann: Zeulenroda, Steinwachs, Frank.
Wie steht es mit dem Bürgermeister von Greiz?
Bei Greiz sehe ich einen Greis, der ist gereizt. Und wie heißt der Bürgermeister?
Gerd Grüner.
Gerd, der spricht mit dem „Gerd“ Schröder. Und der Gerd wechselt von der SPD zu den Grünen, denn er will noch grüner sein als die Grünen.
Braucht man für diese Technik nicht zwingend eine blühende Fantasie?
Ja, natürlich. Das ist der Grund, warum es mich gibt. Ich bringe den Leuten diese Art von Denken bei.
Wenn Sie an Ihren Auftritt in Zeulenroda denken, auf was können sich die Gäste am 17. Mai im Bio-Seehotel freuen?
Auf viele praktische Übungen zum besseren Merken von Namen, Zahlen und vielen anderen Dingen. Sie werden merken, dass es funktioniert. Es wird unheimlich lustig werden, es wird gelacht ohne Ende.
Wie lange wollen Sie noch Freude am Trainieren des Erinnerungsvermögens vermitteln?
Ich habe eine Vision, mein 90. Geburtstag. Das ist der 3. Juni 2044, ein Freitag. An diesem Tag stehe ich in einer Universität mit 1000 Studenten im Saal, die alle vor Begeisterung toben, weil der alte Knacker da vorne es noch draufhat. Dann gehe ich am Nachmittag mit meiner Frau gut Mittagessen, am Nachmittag steht Golfspielen mit meinem besten Freund auf dem Programm. Am Abend lese ich in der Zeitung, dass jetzt in allen Schulen meine Technik angekommen ist.