Die deutsche Sprache liegt ihr am Herzen

(Ute Flamich / 18.02.12 / OTZ)
Katja Pospelova (22) aus dem russischen St. Petersburg ist für acht Monate Fremdsprachenassistentin an der Bio-Landschule in Langenwetzendorf.
Langenwetzendorf. Katja Pospelova tauscht für acht Monate ihre Geburtsstadt St. Petersburg die nördlichste Millionen-Metropole der Erde gegen die 3446 Einwohner zählende Gemeinde Langenwetzendorf. Seit Oktober 2011 und noch bis Ende Mai dieses Jahres unterrichtet die 22-Jährige Fünft- bis Achtklässler der Langenwetzendorfer Bio-Landschule in ihrer Muttersprache Russisch.
Über den Pädagogischen Austauschdienst bewarb sich die junge Russin als Fremdsprachenassistentin in Deutschland. Als sie die Nachricht erhielt, dass sie im thüringischen Langenwetzendorf eingesetzt wird, sei sie zunächst etwas erschrocken gewesen, sagt Katja Pospelova mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Der Ortsname endet mit Dorf und ich dachte sofort: Oh Gott, da wird es keinen Bahnhof und keine gute Infrastruktur geben. Und ich will mir doch so viel von Deutschland ansehen!“
Einen Bahnhof fand Katja Pospelova in Langenwetzendorf wie befürchtet nicht. Doch der Ort gefällt ihr sehr gut, sie fühlt sich in der Bio-Landschule wohl, sagt sie. Zwischen zehn und zwölf Stunden in der Woche hält sie dort Unterricht, alles in Planung und Absprache mit den Lehrern.
Die ganze Stunde auf Russisch allerdings spricht die Fremdsprachenassistentin mit den Jungen und Mädchen nicht. „Das wird zu schwierig, dafür reichen die Kenntnisse der Kinder noch nicht aus“, sagt sie, die keine Schwierigkeiten damit hat, ihr Wissen auch auf Deutsch zu vermitteln. Denn sie selbst bekam in ihrer Heimat seit der zweiten Klasse die deutsche Sprache gelehrt. „Bis zu fünf Stunden in der Woche sind wir darin unterrichtet worden“, sagt Katja Pospelova. Sie nahm außerdem mehrfach an einem Schüleraustausch teil, war über einen solchen das erste Mal 2004 für eine Woche in der Bundesrepublik, in der schönen Hansestadt Hamburg. Später, von 2006 bis 2011, studierte sie in St. Petersburg Germanistik im Hauptfach und gab in ihrem dritten Studienjahr zwei älteren Damen Nachhilfeunterricht in Deutsch. „Ich mag die deutsche Sprache“, sagt sie. „Ich bin überhaupt nicht musikalisch und auch nicht sportlich, aber Sprachen liegen mir am Herzen“, sagt die junge Frau, die derzeit einen Spanischsprachkurs an der Greizer Volkshochschule besucht.
In Greiz ist die Russin während ihres mittlerweile fünften Deutschlandaufenthaltes auch zu Hause. „Die Stadt ist klein, aber schön. Es gibt hier alles, was man zum Leben braucht natürlich auch einen Bahnhof“, sagt sie und lacht. Die Bahn soll sie in den Osterferien in Tschechiens Hauptstadt Prag bringen, genauso wie später nach Berlin und im Mai auf die Insel Rügen.
Bei all den Vorhaben bleibt ihr keine Zeit für Heimweh. Ihre Mutter habe sie auch erst kürzlich in den Winterferien in Deutschland besucht. Gemeinsam wandelten die beiden Frauen auf den Touristenpfaden in und um München. Unkompliziert und kostenlos könne sie außerdem jederzeit über das Internet mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester Mascha (28), und Freunden telefonieren. Ein bisschen aber vermisst sie ihre ehrenamtliche Tätigkeit in Russland. Regelmäßig brachte sie sechs Seniorengruppen den Umgang mit Computern und dem Internet bei. Auch für die restlichen vier Monate, die ihr jetzt noch in Deutschland bleiben, wolle sie sich ein Ehrenamt suchen. Bisher aber habe sie noch kein passendes gefunden, sagt die sympathische Russin.
Ihre Art, ihr ruhiges, teilweise schüchtern wirkendes Wesen, und ihr Umgang mit den Schülern kommen an. „Katja macht ihre Sache sehr gut“, sagt Regelschulleiterin Monika Groll-Mohr und weiß ihr Kollegium mit dieser Meinung hinter sich. Die Lehrer müssen es wissen, schließlich waren schon einige Fremdsprachenassistentinnen an der Regelschule in Langenwetzendorf zu Gast, darunter bereits zwei namens Katja.
Katja Pospelova wird noch einige Zeit in Deutschland bleiben. Das Rückticket allerdings ist längst gebucht. Am 28. Mai wird sie ein Flieger von Berlin zurück nach St. Petersburg bringen. Dann, so hofft die junge Frau, wird sie schnellstmöglich eine Arbeit als Übersetzerin oder Lehrerin finden. Sie könne sich auch gut vorstellen, Sprachkurse in Deutsch zu geben, sagt sie. „Es wird auf jeden Fall etwas mit Sprachen sein.“
Die Erfahrung die sie derzeit machen dürfe, schätze sie sehr. So erweitere sie nicht nur stetig ihre Sprachkenntnisse, sondern lerne die Deutschen auch besser kennen. „Ich finde, dass die Menschen hier sehr höflich sind. In Russland mangelt es dagegen manchmal noch sehr an Höflichkeit“, sagt sie.
Ihre guten Erfahrungen in Deutschland wolle sie gern weiter erzählen irgendwann hoffetnlich einmal auch ihren Enkelkindern, sagt Katja Pospelova.

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